In den Neunzigern merkten einige japanische Konzerne, dass da nicht nur eine neue, junge, kaufkräftige Zielgruppe in den Startlöchern steht, sondern auch, dass sie bislang an eben jener Zielgruppe völlig vorbeigeplant haben. Also bildete sich ein "multiinddustrielles Marketing-Projekt", das sich ganz speziell an die 20- bis 30-jährigen richtete. Toyota hatte dieses Thema ohnehin schon mit ihrem internen Projekt "Virtual Venture Company (VVC)" im Auge, nun sprangen u.a. die Asahi Breweries, Kao (Lufterfrischer), Kinki Nippon Tourist (Reiseagentur), Ezaki Glico (Süßigkeiten) und Matsushita Electric Industrial (jetzt Panasonic) mit ins Boot und fanden sich im August 1999 unter dem Projekt "WiLL" zusammen. Jeder teilnehmende Konzern steuerte eigens für die junge Zielgruppe entwickelte Produkte bei, die dann unter der Marke "WiLL" und ihrem orangefarbenen Logo auf den Markt gebracht wurden. "WiLL" stand dabei für "Menschen, die entschlossen und vorausschauend handeln", und die Produkte sollten "modisch, spielerisch und authentisch" sein und Spaß vermitteln.
Toyota beteiligte sich mit einem...*trommelwirbel*...Auto: Der kompakte Viertürer namens "WiLL Vi" (ausgesprochen "vee-eye" bzw. in deutscher Lautmalerei "Wie Ei") wurde im Januar 2000 präsentiert und basierte auf der Plattform des Vitz der ersten Generation. Der Vitz hieß und heißt bei uns in Europa "Yaris", und der ist bekanntermaßen der Nachfolger des Starlet...und *tadaaa*, schon haben wir den Kreis zum Jubiläum "50 Jahre Starlet" geschlossen, das wir dieses Jahr feiern. Wie ich das immer so schön hingebogen bekomme! :-p
Zurück zum Vi: Seine gebogene Gürtellinie, die strukturierten Türen, die Rundungen in Motorhaube, Dach und Heck, das nach innen abfallende Heckfenster erinnerten eher an Aschenputtels Kutsche als an ein ernstzunehmendes Fortbewegungsmittel. Oder an den 2CV. Wenn man von weitem schaut. Ohne Brille. Im Nebel. Nachts. Der Vi ist, das kann man mit Fug und Recht sagen, ein recht einmaliges Auto. Die fein definierte Zielgruppe waren "Single-Frauen in den späten 20ern", und genauso fein definiert war der Name: Das "V" stand für "Vehicle", das "i" für "identity", "independence" oder "individuality" sowie wahlweise auch gerne für das englische Personalpronomen "I". Und dass es das "i" klein geschrieben wurde, sollte die einzigartige Identität dieses Vehikels unterstreichen. Ganz schön viel Message für so wenig Buchstaben, das ist echte japanische Effizienz. Dass es ein Toyota war, konnte man übrigens weder außen noch innen auf Anhieb erkennen: Ein Toyota-Logo gab es nicht, es lief alles unter "WiLL".
Der Vi war 3,76 Meter lang, 1,66 Meter breit und knappe 1,6 Meter hoch, der Radstand betrug 2,37 Meter. Unter der Haube produzierte der 1,2 Liter große Vierzylinder Sauger 2NZ-FE ausreichende 88 PS, die über eine Viergang-Automaik an die Vorderräder geschickt wurden und die 940 Kilogramm völlig adäquat vorantrieben. Der Schalthebel saß an der Lenksäule, was vorne Platz für eine durchgehende Bank schaffte, das Kombiinstrument saß in der Mitte des Armaturenbretts.
Die Produkte der Marke "WiLL" waren dem japanischen Markt vorbehalten, und der Vi war kein ausgemachter Verkaufsschlager: Nach nur knapp zwei Jahren war Schluss, im Jahre 2002 folgte dann noch der etwas weniger eigenwillig ausschauende "WiLL Cypha" und parallel der "WiLL VS" auf Corolla-Basis. 2005 wurde das Projekt "WiLL" aufgelöst.
Ganz ohne internationale Auswirkung blieb das Experiment allerdings nicht: Toyota setzte die gesammelten Erfahrungen um und setzte eine neue, deutlich langlebigere jugendorientierte Marke in den nordamerikanischen Markt: Scion.
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Vormerken: "50 JAHRE STARLET / TOYOTA KLEINWAGEN", 4. November 2023, 10 bis 14 Uhr, Eintritt frei.
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▪️ Geöffnet an jedem 1. Samstag im Monat von 10 bis 14 Uhr, Eintritt frei
▪️ Toyota Collection, Toyota-Allee 2, Köln
Der WiLL Vi...eines der eher seltsameren Experimente
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Re: Der WiLL Vi...eines der eher seltsameren Experimente
Hat in der Front irgendwas von eine Daihatsu Cuore oder vom C-Open.
Viele Grüße
Onkelchen
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Re: Der WiLL Vi...eines der eher seltsameren Experimente
Ist doch super - mir gefällt der.
Aus Gründen der Praktikabilität wäre er als hatchback vielleicht nicht so schön aber sinnvoller gewesen.
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"Die Wirklichkeit ist ein fortlaufender Prozess, der nicht mehr zu stoppen ist." (Harald Lesch)
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Re: Der WiLL Vi...eines der eher seltsameren Experimente
Finde der sieht ähnlich aus.
Es ist Alles schon gesagt nur noch nicht von Allen!
Karl Valentin
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